Cacao, Kakao, Schokolade
Geschichte eines Luxusgetränkes
Schon mit der Entdeckung Amerikas durch die Spanier kam Kakao nach Europa. Doch das noch ungesüßte scharfe Getränk, welches den Indianern Südamerikas heilig war fand bei den Europäern zunächst wenig Anklang: zu bitter, zu scharf und trotzdem fast unerschwinglich.
Doch dann kam Zucker nach Europa.
Aus den Kolonien kommend fand er in immer breiteren Schichten der Gesellschaft Verbreitung.
Eine wahre Zucker-Euphorie wogte durch den alten Kontinent. Alles wurde mit Zucker verfeinert. Die Experemintierfreude kannte keine Grenzen und machte auch vor Kakao nicht halt.
Und man entdeckte eine der erfolgreichsten Verbindungen der Geschichte Zucker und Cacao: süß, exotisch, kostbar, erotisierend, stärkend, heilend: Ein Genuß für alle Sinne. Unaufhaltsam nahm das Luxusgetränk vom spanischen Hof ausgehend seinen Siegeszug durch Europa auf.
Schokolade war zunächst keineswegs unumstritten. Sie galt als Medizin gegen Melancholie aber auch als hoch-erotisierend: Ein wahrer Zaubertrank.
Mütter wurden davor gewarnt, welche Folgen der Genuß auf die Tugend ihrer heranwachsenden Töchter haben könnte.
An manchen Höfen war sie schlicht verboten.
Aber die Kirche, genauer der Orden der Jesuiten, verdiente kräftig mit am Geschäft mit den kostbaren Kakaobohnen und fand Wege sie sogar als Fastenspeise zuzulassen.
Spätestens Mitte des 18. Jahrhunderts war Schokolade so etabliert, dass ein Schokoladenservice zur notwendigen Reiseausstattung des Hochadels gehörte. Sie reiste bei Friedrich dem Großen mit aufs Schlachtfeld und Marie-Antoinette hatte sogar auf der Flucht nach Varennes ein persönliches Service mit dabei.
Im 17. und 18. Jahrhundert wurde Cacao oder Schokolade ausschließlich als heißes Getränk genossen und hatte in Geschmack und Konsistenz wenig mit den heute üblichen kakao-haltigen Instantgetränken zu tun.
Die Herstellung dieses Luxusgetränkes war mühsam, zeitaufwendig und seine Zutaten überaus kostbar: Kakao, Zucker, Zimt, Chili, Anis, Nelken, Mandeln; alles was gut, exotisch und teuer ist.
Zunächst musten die getrockneten und fermentierten Kakaobohnen geröstet, dann in einem aufwendigen Prozess zerrieben und später mit Wasser, Wein und Gewürzen gekocht werden.
Schon im Verlauf des 18. Jahrhunderts wurde dieser mühsehlige Prozess den Sklaven in den Kolonien und später Maschinen überlassen. Der Kakao kam in Form von Tafeln oder Tabletten nach Europa, wo er "nur" noch mit Gewürzen gekocht werden musste.
Der nicht entölte historische Kakao des 17. und 18. Jahrunderts hat auch eine andere, wesentlich dickflüssigere, honigartige Konsistenz als moderner Kakao. Ähnlich wie bei türkischen Kaffee kann man das Kakaomehl noch auf der Zunge fühlen.
Erst die Erfindung des holländischen Chemikers Van Houten, anno 1828, den Kakao zu entölen, wurde die moderne Schokoladenkultur mit Tafelschokolade, Pralinen und leichtem Trinkkakao möglich.